Морицу Гартману - Письма (1866-июнь 1867) - Мемуары и переписка- Тургенев Иван Сергеевич

13(25) февраля 1867. Баден-Баден

Baden-Baden.

Schillerstrasse, 277.

d. 25 Februar 1867.

Montag.

Seit Monaten hab' ich an Sie schreiben wollen, mein lieber Freund - bin aber leider dazu nicht gekommen - und sage nun mein "mea culpa". Sehr oft hab' ich an Sie gedacht, das kann ich Sie versichern - ich weiss, Sie haben in der letzten Zeit schmerzliche Erfahrungen machen müssen - und mein aufrichtigstes Mitgefühl hat Ihnen nicht gefehlt1. Ich hoffe, dass Sie jetzt ein bischen mehr Oberwasser haben - und möchte etwas von Ihrer neuen Unternehmung, der Wochenausgabe zur "Allgemeinen Zeitung" wissen2. Die "Freya" bekomme ich regelmässig3. Auch weiss ich sonst, wie es Ihnen geht durch Frau Rachette. Dièse liebenswürdige Person hat eine aufrich-tige Sympathie fur Ihre ganze Familie gefasst4.

Sie wird Ihnen wohl gesagt haben, dass ein schlimmer Gast sich bei mir eingestellt hat - nämlich die Gicht - und in einer höchst unwillkommenen, chronischen Form. Zwei Monate hat sie mich an mein Sopha festgenagelt und auch jetzt kann ich mich kaum nur so hinschleppen mit Hülfe eines Stocks. Schlimm für einen Jäger! Auch sonst ist dièse Krankheit zu ungelegener Zeit gekommen. Ich hätte längst in Russland sein müssen - dringender Ge-schäfte halber5 - auch hab' ich einen grössern Roman und eine kleine Novelle fertig gekriegt - die ich bereits verkauft habe und deren Druck sich auf eine höchst fatale Weise verzögert6. Aber gegen Naturgesetze - seien sie physiologischer, pathologischer oder politischer Natur - ist schwer anzukämpfen. Das müssen Sie, als Süd-Deutscher oder als Deutscher überhaupt, am Besten wissen - und noch eben jetzt, wo der Suffrage Universel efnen so hübschen Streich im Norden gespielt hat7, Und dennoch wird es noch lange Leute geben, die mit einer Art religiösen Scheu von der "grandeur" und "profondeur" und "sublime bon sens" du "peuple" reden werden - solche Sachen klingen besser französisch8.

Sind meine Sachen erst in's Französische übersetzt, schick ich sie Ihnen natürlich gleich. Vielleicht können Sie etwas daraus machen9.

Sie haben gewiss von der schmählichen und infamen Verleumdung gehört, die unsere arme Catherine heimgesucht hat.-- Ihr Vater hat mir geschrieben. Da ist leider nichts zu machen - denn wenn man so etwas bloss anrührt, so wird es schlimmer10.

Und nun leben Sie recht wohl. Hoffentlich sehen wit uns im Laufe dieses Sommers - es ware mir eine wahre Freude, Sie in meinem Hause logiren zu können.

Herr Viardot lässt Sie grüssen; Frau Viardot ist mit ihrer zweiten Tochter auf6 Wochen nach Berlin gereist.

Grüssen Sie Ihre Frau auf's Herzlichste und empfan-gen Sie die Versicherung meiner alten Freundschaft.

I. Turgeneff.

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